Das Haus für Algorithmen | Ferdinand Fritz

Rückblick:

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Fotos: VORBRENNER

Das „Haus für Algorithmen” (HFA) stellte sich der Frage, wie sich der Mensch und seine Umgebung in einer Zeit der zweiten Moderne (Globalisierung, Befreiung des Individuums), in seiner Umgebung ausdrückt und wie sich nicht begreifbare Ereignisse (Zusammensturz der Weltwirtschaft) auf unseren Alltag auswirken und vor allem wie wir durch diese Ereignisse unsere Umwelt, real und virtuelle, neu konstruieren und neu auf bauen.
Das „Haus” ist ein Generator, der bestrebt ist, aus der totalen Ordnung ein System zu schaffen, das sich ständig löscht und wieder erneuert.
Das Chaos und die Fuge.
Der Mensch bildet den Katalysator, die Reibungsfläche zwischen Emotionen und Leidenschaft des Individuums und der analytischen Intelligenz der Algorithmen, sie einzubinden und die vorhandene Strukturen transformieren zu lassen das Wechselspiel zwischen Maschinenintelligenz und der emotionalen Ausdruckskraft von Menschen.

In welchen Kontext steht unser Individuum eigentlich? Die Immersion ist ein Teil unserer Existenz, wir schaffen Avatare, haben zwei, drei,.. weitere Leben in einem Medium, das sich in einer weit feinstofflicheren Ebene befindet die wir eigentlich nicht begreifen können – die Virtualität als Hyperraum, Aktionsraum, Raum für Performance.

Versuch, durch das Analysieren der Frequenzen des weltweiten Finanzmarktes (high frequence trading, algorithmic trading), die durch den Ort der Performance absorbiert und reflektiert werden, in einen formale
Auseinadersetzung zu gelangen:

Interaktionsraum = Performationsraum – Artikulation als Methode
der Raumerzeugung

.|||||||| Begriffe wie Immersion, erweiterte Realität und Individualisierung.
„Der futurologische Kongreß“ von Stanislaw Lem suggeriert eine Zukunft, in der die Zuordnung des Individuums von Realität und immersiven Raum nicht mehr möglich ist. Eine Pille als Erweiterungsmedium, ein Machtinstrument des Diktators um seine Herrschaft zu bestätigen und um aufkeimende Revolutionen gar nicht erst auf kommen zu lassen, so wird der Geist der Bewohner manipuliert und in eine vollkommene Harmonie umgesetzt. Ein interessanter Ansatz, wollte doch Hans Hollein eine Pille erfinden die zur vollkommenen Architektur führt.
Betrachtet man die Individualisierung der Gegenwart, so befindet man sich nicht unweit der literarischen Realität von Lem. Nach der ersten Moderne, Industrialisierung, folgt die zweite Moderne, ausgelöst durch die Globalisierung. Vernetzbarkeit, Kommunikation und globale Erreichbarkeit führen zu einem Phänomen der reflexiven Modernisierung. Das Web 2.0 stellt hiermit den stärksten Vertreter.
Meine Persönlichkeit wird nicht mehr alleine durch mein reales Wesen geprägt. Das Erschaffen von Avataren, die meine Bedürfnisse, Ausdrucksstärken und Orientierungen vertreten, ist ein Teil eines Prozess, der bewusstseinsverändernd wirkt. Das heißt, die Entwicklung meines Individuums ist nicht mehr von einem persönlichen Ausdruck steuerbar, er/sie entwickelt sich in einem kollektiven System. Der Begriff, der aber viel stärker reagiert, ist derjenige der erweiterten Realität. Das Verschmelzen von Technologie und Biologie, die Maschine als unterstützendes Medium meiner Umgebung. Der zeitlich durchschrittene Realitätsraum wird neu auf gemessen und dokumentiert, im übergeordneten Sinn erweitern wir unsere Wahrnehmung mit einer enormen Datenmenge oder es werden diese Erkenntnisse als Form des erschaffenen Avatars in die Virtualität geworfen (posting, facebook, etc.). Unsere Individualisierung definiert sich durch kompliziert gestrickte Algorithmen, die sich durchaus existenzverändernd zeigen können. Als Beispiel dient hier der globale Finanzmarkt und Handel, der seit 1995 nicht mehr durch das Bewusstsein von Menschen gesteuert wird, sondern von Serverstationen, verteilt auf der ganzen Welt.
Bis 2015 wird der Byte Output aller IP-Netze 7,3 Petabyte alle fünf Minuten betragen (das ist die Datenmenge aller Filme die jemals gemacht wurden alle 300 Sekunden).
Jetzt befinden wir uns im Jahre 2014, eine Welt in der die Online Gamer für World of Warcraft die doppelte Einwohnerzahl von Österreich darstellt, wo Facebook das drittgrößte Land der Erde darstellen würde (500 Millionen User), wo der das größte Einzelhandelsgeschäft der Welt nur 12 Mitarbeiter benötigt.
Das ist eine Kultur, die unser Leben bestimmt.
Wie und mit welchem Output kann man darauf reagieren? Wie sehen die neuen Vermessungen der Welt aus, wenn neue Dimensionen dazustoßen?
Wie sieht die Evolution aus?
.|||||||| Transformation des Ortes
Das Individuum ist bestrebt, Raum, den es umgibt, zu gestalten und ständiger Veränderung zu unterziehen. Die occupy Bewegung besteht aus einer Masse von Individuen, die den Aufstand gegen etwas hegen, das nicht begriffen werden kann. Prozesse, die weit über den Masstäben der Begreifbarkeit liegen, wirken aber direkt auf die Existenz von Millionen. Die 99 Prozent als Einheit, die sich nicht vereinheitlichen lässt. New York als urbaner Spielplatz fast aller Kulturen auf diesem Globus.
Dieser Spiegel der Gesellschaft dient in erster Linie aber als Aktionsort und öffentlicher Ort in der Stadt, er ist das Schmiermittel zwischen Privaten- und Marktorientiertem Raum. Dieser Ort soll eine Bühne für Ausdruck werden. Ein Ort, der vieles zulässt oder auch nicht, je nachdem wie sich die Welt verändert und wandelt. Die Struktur wird daher ständig überwachsen, abgerissen und neu aufgebaut – ein nie endender Prozess solange Materialien und Substanzen vorhanden sind.

.|||||||| HFA und das WEISSE RAUSCHEN
Die Kommunikation der einzelnen urbanen Konglomerate (London, New York und Tokio) funktioniert großteils über das Übermitteln von Daten – durch Unterwasserleitungen im Atlantik und Pazifik. Die Lichtleiter arbeiten auf dem Konzept der Hochfrequenz Übertragung. Im Millisekundenbereich werden Terabyte an Information verschickt und verarbeitet. Durch diesen Vorgang bilden sich ganz neue unterschiedliche Territorien. Die weltumspannenden Entfernungen schrumpfen auf einen Millibereich. Die Kommunikation wird somit unmittelbar, fast wie ein Gespräch von Auge zu Auge.
Betrachtet man nun diese Frequenzen, so lässt sich dieser Informationsgehalt sehr gut isolieren und analysieren. Was einem relativ schnell auffällt, ist die kontinuierliche Amplitudenhöhe der Sinuskurven, d.h. die Datenübertragung ist konstant. Bei näherer Betrachtung fallen aber starke Schwankungen auf. Diese zufälligen Schwankungserscheinungen nennt man in der stochastischen Datenübertragung WEISSES RAUSCHEN. Das weisse Rauschen ist ein Produkt jeder Frequenzüberlagerung.
Interessant dabei ist, dass diese Schwankung wieder isoliert werden und bearbeitet werden. Jede Kommunikation beinhaltet diese Störungen, es ist nichts anderes als ein Geräusch. Diese Schwankungen sind sehr oft verantwortlich für das erst Hörbarmachen (emotionaler Bereich des Hörens) von Frequenzen, z.B im Akustikbereich sehr wichtig.
Durch die Analyse der Kommunikation, das Sichtbarmachen von den Hochfrequenzen, wurde nun das Sichtbarmachen der Schwankungen bearbeitet. Der Ort, Zuccotti Park und Trinity Park, bilden die Versuchsplätze. Sie sind die Aktionsräume, der Stadtraum die Reflexion – und Absorberflächen. Als Resonanzursprung dient die Trinity Church. Die Orgel der Trinity Church wurde durch den Anschlag am 11.9.2001 völlig ausser Betrieb gesetzt, da der Staub die Pfeifen zu sehr korrodierte.
.|||||||| Der Hyperraum
Mit Hyperraum bezeichnet man ganz allgemein eine Erweiterung eines herkömmlichen Raumes, also eine Konstruktion, die über das bisherige Raumkonzept hinausgeht. In den meisten Fällen ist dies ein höherdimensionaler Raum, der im Vergleich zu einem dreidimensionalen Raum über zusätzliche Freiheitsgrade verfügt. Geprägt wurde der Begriff in den 70igern – bezogen auf die Architektur formulierte Fredric Jameson: “Meine Hauptthese ist, dass es mit dieser neusten Verwandlung von Räumlichkeiten, dass es den postmodernen Hyperraum gelungen ist, die Fähigkeit des individuellen menschlichen Körpers zu überschreiten, sich selbst zu lokalisieren, seine unmittelbare Umgebung durch die Wahrnehmung zu strukturieren und kognitiv seine Position in einer vermessbaren äußeren Welt durch Wahrnehmung und Erkenntnis zu bestimmen. Und so meine ich, dass die beunruhigende Diskrepanz zwischen dem Körper und seiner hergestellten Umwelt […] selbst als Symbol und Anologon für ein noch größeres Dilemma stehen kann: die Unfähigkeit unseres Bewußtseins (zur Zeit jedenfalls), das große, globale, multinationale und dezentrierte Kommunikationsgefecht zu begreifen, in dem wir als individuelle Subjekte gefangen sind.”
Die Transformation des Ortes durch ein globales Ereignis. Der Zusammensturz des Finanzmarktes, als ein ästhetisches Ereignis.
Es stellt sich die Frage, ob das Gefühl des Erhabenen immer dann eintritt, eine Krise zu fassen zu ästhetisieren und zu naturalisieren, um sie erträglicher zu machen. Die Transformation des kollektiven Gedächtnisses, die Transformation der Stadt.